Huaraz ist wie ein guter Martini …
… geschüttelt, nicht gerührt.
So kommt man sich jedenfalls vor wenn es abseits der Hauptstraßen auf Schotterpisten in Richtung Berge geht. Denn hier liegt das Mekka für alle Bergsteiger. Huaraz liegt auf 3.050 Metern und ist umgeben von der Kulisse der schneebedeckten Cordillera Blanca. Diese bildet ein Gesamtkunstwerk aus scharfkantigen Gipfeln, türkisfarbenen Lagunen, sattgrünen Tälern und majestätischen Gletschern.
„Great things never came from comfort zones!“
In Huaraz angekommen ist es gut zu wissen, wo es hingehen soll, da man an der Busstation gleich in Empfang genommen wird und jeder hier gefühlt Taxifahrer, Tourenguide, Hostel- oder Restaurantbesitzer ist. Aber nach mehrmaligem freundlichen „no gracias“ kann man dann auch von Dannen ziehen. So schulterten wir unsere Backpacks und liefen Richtung Hostel. Nach den ersten Metern merkten wir schnell, dass die Luft hier oben ganz schön dünn ist und wir schnauften um die Wette.
Das Hostel „Churup“, das wir uns von Lima aus gebucht hatten, sollte nun für die nächsten Tage unser zu Hause sein. Hier kann man sich sehr wohl fühlen! Nach einem ausgiebigen Frühstück und unserer ersten Tasse Cocatee zogen wir los um die nächsten Tage zu planen. Da wir uns langsam an die Höhe gewöhnen wollten, hielten wir uns die ersten zwei Tage zum Akklimatisieren frei. Beim Tourenanbieter „Monttrack“ wollten wir uns eine mehrtägige Tour buchen. Wir waren uns nur noch nicht sicher, wo es genau hin gehen sollte. Als dann Isabell und Lorry zu uns stießen, entschied das Schicksal für uns und so verbrachten wir länger als geplant in Huaraz. :)
Am Nachmittag ließen wir uns von einem Taxi für 30 PEN nach Santa Cruz, einem kleinen Quechuadorf in der Cordillera Negra, bringen. Dieses liegt ca. 10 Kilometer nördlich von Huaraz entfernt. Von dort aus stiegen wir eine gute Stunde zur „Laguna Wilcacocha“ auf. Der See liegt auf 3.700 Metern und bietet einen wunderbaren Rundumblick auf die schneebedeckten Berge der Cordillera Blanca. Da von weitem dunkle Wolken aufzogen und es schon mächtig grummelte, machten wir uns auf schnellem Fuße auf den Rückweg. Doch leider blieben wir nicht verschont und gerieten in einen heftigen Hagelschauer. Ja, man sollte die Berge nicht unterschätzen. Für den Anfang ist diese Tour aber ein guter Einstieg um sich zu akklimatisieren.
Ganz tourilike buchten wir uns am nächsten Tag alle eine Tour zum „Pastoruri Gletscher“ und fuhren eine gefühlte Ewigkeit nur Bus. Stop pinkeln, Stop shoppen, Stop Baustelle, Stop Fotos … Irgendwo dazwischen lernten wir die Österreicherinnen Jessica und Anja kennen. Ja, eine Busfahrt, die kann lustig sein. :)
Am Parkplatz angekommen ging es auf 4.950 Meter Richtung Gletscher. In weniger als 20 Jahren ist dieser um die Hälfte geschrumpft und erstreckt sich nur noch auf einer Fläche von etwas mehr als 900 Quadratmetern. Wer zuvor in seinem Leben schon mal einen Gletscher gesehen hat, wird etwas enttäuscht sein. Auf dem Rückweg wärmten wir uns mit einer „Lavanta Muerto“ Suppe auf und fielen dann müde in unsere Sitze.
Um noch einen weiteren Tag mit Isabell verbringen zu können, verschoben wir unsere kommende Dreitagestour und entschieden uns am Folgetag zur „Laguna 69“ aufzubrechen. Beim Klingeln des Weckers um 4:30 Uhr bereuten wir sofort unsere Entscheidung. Nichtsdestotrotz quälten wir uns aus dem Bett und packten unsere Sachen zusammen um gegen 05:30 Uhr abgeholt zu werden. Nach einer zweistündigen Busfahrt durch kleinere Dörfer bogen wir mal wieder auf eine Schotterpiste ab. Nach mehrmaligem Hin- und Herschaukeln kamen wir zur „Laguna Llanganuco“. Wir waren überwältigt! Mehr hätten wir gar nicht gebraucht ;). Aber den Aufstieg zur Laguna 69 wollten wir uns trotzdem nicht entgehen lassen. Auf 3.900 Metern starteten wir. Unser Weg schlängelte sich noch gemütlich an einem Bachlauf entlang, vorbei an unzähligen weidenden Rindern und durch etwas sumpfiges Gebiet, immer mit Blick auf eine gewaltige Steilflanke. Dann begann der eigentliche Anstieg. Nach einer guten Stunde erreichten wir das erste Plateau. Hier blies uns der Wind um die Ohren, also schnell weiter. Die letzten 45 Minuten keuchten und schnauften wir bis wir endlich das Türkis der Lagune zwischen den Felswänden schimmern sahen. Angekommen auf 4.600 Metern gab es erst mal eine ordentliche Lunchpause und unzählige Fotos wurden natürlich auch geschossen. Nach einer Stunde trieb uns unser Guide zum Aufbruch an. Den Rückweg trotteten wir auf demselben Pfad zurück zum Bus. Dort angekommen stand allen ein dickes „Phhhuuu geschafft“ ins Gesicht geschrieben.
Am Abend verabschiedeten wir uns von Anja, Jessica und Isabell und gingen nach einem typisch peruanischem Essen wohl gestärkt für die kommenden Tage ins Bett.
Nun hieß es für uns „into the wild“. Die nächsten drei Tage sahen wir von der Zivilisation nicht viel und wir freuten uns schon auf die Ruhe und Abgeschiedenheit. Auf unserem Trek über den „Choco Pass“ sollten wir nun auch endlich unseren persönlichen Höhenrekord von 5.100 Metern knacken.
Mehr zu dieser Tour findet ihr hier:
https://anti-itchyfeet.com/portfolio/3-tagestour-ueber-den-choco-pass/.
Zurück von unserer erfolgreichen Passüberquerung gönnten wir uns am selben Abend noch ein ordentliches Bier. Wir waren schon ganz schön stolz auf uns, aber auch heilfroh wieder gesund und munter angekommen zu sein. Am nächsten Tag ging es mit dem Bus zurück nach Lima um von dort aus weiter Richtung Paracas zu starten.
Es grüßen aus der Ferne,
Tina & Andi von Itchy Feet
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