Matamata – Das Tor ins Auenland

Mit der Maori Kultur auf Tuchfühlung

Immer wenn Andi über das Hitchhiking in Neuseeland anfängt zu erzählen, weiß Tina genau, dass diese eine Geschichte auf jeden Fall kommen wird. Es ist die Geschichte, an die man nie zu hoffen wagt und die einen so nachhaltig prägt, dass man sie erzählen muss, egal, ob Tina sie nun zum 10. oder zum 100. Mal hört.
Die Geschichte hat ihren Anfang in Matamata, dem Städtchen in Neuseeland, zu dem das beschauliche Hobbiton gehört. Hier lag auch unser ursprüngliches Ziel. Wir wollten durch die Vorgärten von Frodo und Sam flanieren, ein ordentliches Met in der Taverne trinken und die Details des Filmsets „Herr der Ringe“ mit eigenen Augen sehen.

„Alles was wir zu entscheiden haben ist,
was wir mit der Zeit anfangen, die uns gegeben ist.“
– J. R. R. Tolkien –

Mehr zu unserem Besuch in Hobbiton erfahrt ihr hier:
https://anti-itchyfeet.com/portfolio/hobbiton-zu-gast-im-auenland/

Nachdem wir in der Hobbithaus-iSite, dem Informationszentrum für die Umgebung, unsere Tour für den kommenden Tag gebucht hatten, suchten wir nach einem geeigneten Plätzchen, um wieder den Daumen ausstrecken zu können. Wir wollten zum nächstgelegenen Campingplatz um dort unser Nachtlager aufzuschlagen.
Natürlich dauerte es auch hier nicht lange und ein etwas in die Jahre gekommener Mercedes hielt neben uns an. Im Wagen saß die Maori-Frau Evelin und signalisierte uns, dass wir unser Zeug hinten reinschmeißen sollten. Gesagt, getan und wir waren auf dem Weg. Nach kurzem Smalltalk erfuhren wir, dass wir die ersten Hitchhiker in ihrem 62-jährigen Leben waren. Normalerweise käme sie nie auf die Idee zwei wildfremde Menschen vom Straßenrand aufzulesen, aber in dem Moment nahm ihr Spirit mit ihr Verbindung auf und sagte: „Das passt schon, die beiden sehen doch sehr nett aus.“

– Danke Spirit! –

So kamen wir weiter ins Gespräch und kurz vor Ankunft am Campingplatz offenbarte Evelin uns, dass es doch eigentlich viel zu ungemütlich heute im Zelt werden würde und dass ihr Spirit ihr gerade sagte, dass sie uns mit zu sich nach Hause nehmen soll, damit wir die Nacht in ihrem Gästebungalow verbringen können.

– Danke Spirit! –

Zu Evelin muss man sagen, dass sie eine sehr starke Verbindung zu ihrer Maorikultur hat und auf dem alten Familiengrund zusammen mit vielen weiteren Mitglieder ihrer Familie lebt. Das ermöglichte uns einen sehr tiefen und persönlichen Einblick in die Geschichte und die Traditionen ihrer Kultur. Bei einem Spaziergang über die Felder und Wiesen kamen wir bei zwei sehr wichtigen Orten eines jeden Maori-Stammes vorbei. Im Marae, dem Meeting House, kommt bei Feierlichkeiten oder beim Tod eines Mitgliedes der gesamte Stamm zusammen. Hier werden Zeremonien abgehalten, gemeinsam gegessen, getrauert und gefeiert.
Ganz in der Nähe ist der Familienfriedhof. Hier finden alle Familienangehörige ihre letzte Ruhestätte. Im Gegensatz zu uns werden auf den Gräbern die liebsten Gegenstände des Toten niedergelegt. So sahen wir Spielzeug eines Kindes und Werkzeug eines Mechanikers. Alle Gegenstände werden hier platziert, damit sie dem Toten auch nach seinem Ableben zur Verfügung stehen. Beim Abendessen mit ihrem Mann erfuhren wir noch mehr über die Geschichte ihres Stammes und lernten sogar ein paar Worte in der Sprache der Maori.

Nachdem wir von unserem geplanten Besuch in Taupo erzählten, griff Evelin aufgeregt zum Handy und rief ihre Schwester an. Nach einem kurzen Gespräch drehte sie sich lächelnd zu uns um und offenbarte uns, dass uns ihre Schwester für ein paar Tage aufnehmen würde und wir uns einfach bei ihrem Schwiegersohn in dessen Irish Pub treffen sollen.

– Danke Karma! –

Über unseren Besuch in Taupo erzählen wir euch ein anderes Mal.

Es grüßen aus der Heimat,
Tina und Andi von Itchy Feet